27.05.2016rss_feed

Tierschutz in skandinavischen Ländern: Kastration kein Thema?

Einige skandinavische Länder können sich vor Besuchen aus Deutschland kaum retten: landwirtschaftliche Delegationen suchen diese Länder gerne auf, um sich die praktische Umsetzung bestimmter Tierschutzziele vor Ort anzuschauen. Das ist grundsätzlich nicht schlecht. Als es um die Optimierung der Produktion ging, waren wir oft zu Besuch in den Niederlanden, Frankreich und Spanien.
Die skandinavischen Länder unterscheiden sich bei einigen Tierschutzvorgaben von Deutschland. So hat bisher kein europäisches Land den Ausstieg aus der Ferkelkastration gesetzlich verankert, außer Deutschland. Das setzt dt. Politiker und Wirtschaft unter enormen Druck und gefährdet (landwirtschaftliche) Existenzen. Dabei könnten wir auch hier von unseren nordischen Kollegen lernen.

Jungebermast oder Impfung gegen Ebergeruch: in Schweden und Norwegen kein Thema. In Schweden wird lokal betäubt und ein Mittel gegen Schmerzen nach dem Eingriff gegeben. Politik und Tierschutz tragen dieses Vorgehen mit, weil die Wissenschaft nachweisen konnte, dass Schmerzen während und nach der Kastration signifikant reduziert werden. Ähnlich wird es in Norwegen gehandhabt.
Dänemark hat gerade die Einführung eines Tierwohllabels angekündigt. Informationen zum Verzicht auf die Kastration findet man in keiner Stufe des Labels. Derart pragmatisches Vorgehen sollte uns zu denken geben, wenn der Selbstversorgungsgrad nicht weiter sinken soll. Bereits heute werden mehr als 11 Mio. Ferkel importiert, die dann vielleicht die dt. Tierschutzvorgaben nicht erfüllen können. Ob das den Verbraucher interessieren wird?